Sacribas Definitionen: Was ist normal? vs. Was ist gesund?

Menschen, die Normalität leben oder normal sind, sehen das Verhalten, das die Mehrheit ihres sozialen Umfelds macht, als Vorbild, und ahmen es daher selbst nach. Dadurch gehören sie selbst zu dieser Mehrheit, und werden von Menschen darin als zugehörig gesehen, angesprochen und behandelt.

Auf meinem Blog bezeichne ich Ideen und Handlungen ganz bewusst nicht als normal oder abnormal. Denn was als normal gilt, muss deswegen noch lange nicht für den betreffenden Menschen konstruktiv sein, also das Leben produzieren, das er_sie sich wünscht. Was die Mehrheit des sozialen Umfelds meint, erwartet oder sogar verlangt, was also „normal ist“, kann entweder komplett destruktiv oder – solange immerhin keine persönlichen Grenzen übergangen werden – einfach uninspirierend sein.

Begriffe wie abnormales Verhalten (lateinisch ab = von etwas weg), wie bei psychischen Erkrankungen oder in der Sexualität, fragen eigentlich nach dem Leidensdruck, also der Gesundheit der Betroffenen. Daher verwende ich auch genau diese Worte dafür:

Eine konstruktive Verhaltensweise:
  • wird von allen (!) Beteiligten meistens als sinnvoll erlebt,
  • kommt aus einer Primärmotivation: Erreicht auf dem direktesten Weg das Ziel, verbraucht also nicht mehr Energie als notwendig,
  • wirkt daher in Summe energiegebend,
  • ist ethisch: Alle Beteiligten haben einen Vorteil daraus.
  • erzeugt deswegen auf der Näheskala einen stabilen Zustand,
  • wirkt extropisch: bringt Lernerfahrung, Weiterentwicklung, bessere Werkzeuge – fördert also Evolution.
  • und ist dadurch mittel- und langfristig gesund / heilend,
  • kurzum, sie funktioniert.
Eine destruktive Verhaltensweise:
  • wird von den meisten Beteiligten (außer den tatsächlichen oder vermeintlichen „Kriegsgewinnlern“) meistens als sinnlos oder sinnentleert erlebt,
  • kommt aus einer Sekundärmotivation: Erreicht das Ziel nur über einen oder mehrere Umwege, verbraucht also automatisch mehr Energie als notwendig,
  • wirkt daher in Summe energiefressend,
  • ist unethisch: Ein Vorteil für den Einen entsteht nur zum Nachteil des Anderen.
  • erzeugt deswegen auf der Näheskala einen instabilen Zustand,
  • wirkt entropisch: „Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“, verhindert also Evolution.
  • und ist dadurch mittel- und langfristig krank(machend),
  • kurzum, sie funktioniert nicht.

Aus einem abnormalen Verhalten wird dann, je nachdem, was es für den betroffenen Menschen bewirkt, ein gesundes Verhalten, das funktioniert – oder ein krankmachendes Verhalten, das nicht funktioniert.

Sacribas Definitionen: Was ist eine Sekundärmotivation?

Ich schreibe auf meinem Blog viel über Sekundärmotivationen beim Sex und in der Liebe. Warum? Weil deren Vorhandensein zentral bestimmt, ob eine alternative Lebensweise (zum Mainstream) letztendlich gelingt oder scheitert.

Eine Sekundärmotivation / eine sekundärmotivierte Handlung bedeutet: Ein Mensch tut etwas, will damit aber bewusst oder unbewusst über Umwege etwas ganz Anderes erreichen, als das Gegenüber versteht oder überhaupt verstehen kann.

Das Gegenteil davon ist eine Primärmotivation/eine primärmotivierte Handlung. Eine solche Handlung bedeutet: Ein Mensch hat ein Bedürfnis, und tut etwas, um damit genau dieses Bedürfnis ohne Umwege zu stillen.

Beispiele:

Wunsch / Handlung: Etwas essen.

Primärmotivation: Ich esse etwas, weil ich Hunger habe.

Sekundärmotivation: Ich esse etwas, weil mir fad ist / weil ich unglücklich bin / usw.

 

Wunsch / Handlung: Sex haben.

Primärmotivation: Ich habe Sex, weil ich diese(n) Menschen geil finde und mit ihm_ihr für uns beide lustvollen Sex erleben möchte.

Sekundärmotivation: Ich habe Sex, weil ich damit freundschaftliche Aufmerksamkeit oder romantisches Interesse von meinem Gegenüber an mir erzeugen möchte.

 

Wunsch / Handlung: eine kreative Idee in die Tat umsetzen.

Primärmotivation: Ich stelle etwas her, weil mir die Arbeit Spaß macht und ich mich dann an der Sache selbst freuen kann.

Sekundärmotivation: Ich stelle etwas her, um damit eine bestimmte Person zu beeindrucken.

 

Wunsch / Handlung: den_die Beziehungspartner_in in der Öffentlichkeit küssen.

Primärmotivation: Ich küsse meine Liebesbeziehung, weil ich ihn_sie jetzt gerade auf diese Weise spüren möchte.

Sekundärmotivation: Ich küsse meine Liebesbeziehung, weil er_sie von jemand Anderem angeflirtet wurde und ich ausdrücken will, dass das „mein Territorium“ ist.

Energiefresser

Da es bei Sekundärmotivationen und sekundärmotivierten Handlungen immer um etwas Anderes geht, können diese das vorhandene Bedürfnis immer nur unzureichend befriedigen: Wer aus Langweile isst, wird während dem Essen keine Langweile spüren. Ist das Essen weg, ist die Langeweile jedoch wieder da. Durch das Essen ist der Mensch zwar auch nicht mehr hungrig – aber um das ging es ja nicht. Das Essen war also ein Umweg, und ein ineffizienter noch dazu.

Damit solche Umwege passieren können, brauchen sie (Lebens-)Energie. Diese Energie muss irgendwo herkommen, und das Näheste ist immer der eigene Energievorrat. Sekundärmotiviert handelnde Menschen nehmen daher zuerst aus ihrem eigenen Vorrat, also aus ihrer eigenen körperlichen und psychischen Gesundheit.

So wird ein Mensch, der primärmotiviert nur dann isst, solange er_sie Hunger hat, ohne große Mühe das eigene Körpergewicht halten können, und einen überwiegend gesunden Stoffwechsel haben. Ein Mensch, der immer wieder aus Langweile isst, wird hingegen über das gesunde Körpergewicht hinaus dick werden, und dadurch auf Dauer die eigene körperliche Gesundheit beeinträchtigen.

Die zugrundeliegende Sekundärmotivation führt jedoch nicht zur Bedürfniserfüllung. Irgendwann ist der eigene Vorrat verbraucht. Wer durch die Erfolglosigkeit nicht dazulernt und weiter sekundärmotiviert handelt, braucht für die eigenen Umwege eine neue Energiequelle. Sekundärmotiviert handelnde Menschen machen das, indem sie als Parasit die Energie anderer Menschen ausbeuten und somit an deren Gesundheit raubbauen. An dieser Stelle wird mit freiem Auge erkennbar, warum sekundärmotivierte Handlungen immer auch unethisch sind.

Von außen ist ein energiefressender Mensch an immer wiederkehrenden unbewussten, spontanen Mikroaggressionen erkennbar, welche mit Übung jedoch zu einem halbbewussten Machtspielchen werden können.  Zwischen zwei erwachsenen Menschen ist eine solche Dynamik nervig oder verletzend. Arbeiten jedoch viele Energiefresser auf Dauer zusammen, entwickeln sich daraus energiefressende Systeme, welche durch geplante, kriminelle Machtdemonstrationen aufrechterhalten werden. Auf diese Weise führen Sekundärmotivationen im Einzelnen letztendlich zu Faschismus in der Gesellschaft.

Werkzeug: Die Wozu-Fragenkaskade

Im Alltag sind Primär- und Sekundärmotivationen in den eigenen Gedanken oder Handlungen oft nur an ihren mittel- und langfristigen Folgen erkennbar. Eine Änderung einer Situation stellt sich im Nachhinein als energiegebend oder energiefressend heraus.

Wer sich jedoch kurz Zeit nimmt, und über die eigenen Motivationen nachdenkt, kann schnell herausfinden, ob eine bestimmte Handlung „vom Regen in die Traufe“ führen wird (Sekundärmotivation), oder tatsächlich mittel- und langfristig ein besseres Leben bringt (Primärmotivation).

Glücklicherweise habe ich für diese notwendige Unterscheidung ein Werkzeug entdeckt. Damit lässt sich einschätzen, ob hinter einem Wunsch / einer Handlung eine Primär- oder eine Sekundärmotivation steckt.

Eine Primärmotivation ist dann der Fall, wenn ein Bedürfnis auf die Frage „Wozu (will ich das)?“ nicht mehr logisch in weitere Bestandteile zerlegbar ist.

Dieser Zusammhang lässt sich für ein Gedankenexperiment zunutze machen. Ich nenne es die Wozu-Fragenkaskade:

  • Am Anfang steht das vorhandene Bedürfnis / der vorhandene Wunsch: Ich würde gerne … machen.
  • Dann kommt die Frage: Wozu (will ich das)?
  • Darauf gibt man sich selbst eine Antwort: Weil ich … möchte.
  • Auf diese folgt wiederum die Frage: „Wozu (will ich das)?“,
  • Darauf gibt man sich selbst eine Antwort: Weil ich … möchte.
  • usw.

Sobald eine Frage eine klare, eindeutige Antwort liefert, braucht es keine weitere Frage mehr, da eine Primärmotivation vorhanden ist („Ja, das leuchtet ein.“). In diesem Fall endet die Fragenkaskade.

Wenn sich die Fragenkaskade jedoch in immer mehr Details verliert, oder sogar nach einigen Durchläufen wieder bei einer Antwort ankommt, die in der Kaskade bereits vorkam („Na, weil ich doch … !“), ist höchstwahrscheinlich eine Sekundärmotivation vorhanden. So wie sie jetzt aussieht – in dieser Form, mit diesem Menschen – wird die Handlung daher mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen.