Seriell-parallele Polyamorie – Teil 2/2: Der Durchlauferhitzer oder: Was interessiert mich mein Gspusi von gestern…

Wenn sich die Beteiligten als „poly“ verstehen, jedoch den miauenden Hund nicht ernst nehmen, bleibt das Beziehungsgeflecht weiterhin romantisch offen. Früher oder später lernt also wieder jemand eine neue Verliebtheiten kennen, und fügt diese an das Polykül an. Dann beginnt der seriell-parallele Durchlauferhitzer: Die chronologisch älteren Verbindungen fallen nach und nach zugunsten einer neuen (meistens sekundärmotivierten) Verliebtheit, einer neuen „Hitze“ also, aus dem Beziehungsgeflecht.

Durch den miauenden Hund wird die anfängliche Verliebtheit in der Ursprungsbeziehung nämlich weniger, und verschwindet nach einiger Zeit völlig. Dann entscheidet entweder das Frustrationsausmaß in der Beziehung, oder sogar einfach die Verfügbarkeit einer neuen Verliebtheit, welches Gegenüber zuerst geht.

Dabei macht entweder eine Seite aktiv Schluss, oder räumt einfach der neuen Verliebtheit immer bevorzugt Zeit und Energie ein, bis die Gegenseite geht. Manchmal schleifen auch beide Seiten die Beziehung aus, indem beide gleichzeitig mit einer jeweils anderen Verliebtheit beschäftigt sind. Dadurch sehen sie sich irgendwie nicht mehr, bis schließlich eine Seite ihre Sachen zurückholt.

Die Situation ist so anstrengend wie sie klingt. Menschen, die durch einen seriell-parallelen Durchlauferhitzer gehen, erleben eine wochen- oder monatelange nie endenwollende Frustration und destruktive Gefühlsachterbahn. Interessanterweise gibt es in der amerikanischen Poly-Szene bereits ein eigenes Wort dafür: polyagony, ein Portmanteau aus polyamory und agony (engl. Seelenqualen).

Die enttäuschten Hoffnungen aus dem miauenden Hund und Liebeskummer aus den Trennungen im seriell-parallelen Durchlauferhitzer sind dabei ein spürbarer Hinweis auf die darunterliegenden energiefressenden Zustände.

Wer mehrere solcher (ehemaliger) Verliebtheiten gleichzeitig betreibt, befindet sich daher gleich in mehreren energiefressenden Dauerzuständen. Das verstärkt den energiefressenden Effekt drastisch, was dann bei allen Beteiligten psychische Probleme verursacht. Letztendlich führt eine ständig romantisch offene Lebensweise zu chronischen psychischen Erkrankungen wie einer Depression oder einer Persönlichkeitsstörung.