Im Mainstream – Teil 5/6: Serielle Monogamie

Der Begriff serielle Monogamie bedeutet, im Laufe seines Lebens mehrere Liebesbeziehungen hintereinander zu haben. Das ist an sich kein Problem, denn natürlich kann es passieren, dass eine Liebesbeziehung nicht funktioniert hat und später wieder eine neue eingegangen wird. Die serielle Monogamie ist allerdings keine Folge, sondern eine Ursache davon, dass Liebesbeziehungen immer wieder scheitern.

Ein Mensch, der serielle Monogamie lebt, steht diesem Wechsel nämlich aufgeschlossen gegenüber. Das bedeutet, dass dieser Mensch bei jeder begonnenen Liebesbeziehung wenigstens unbewusst davon ausgeht, dass diese an einem Punkt garantiert scheitern wird, anstatt die Ebene Liebe mit dem wesentlichen romantischen Wunsch „Wir wollen unser Leben miteinander verbringen!“ gleichzusetzen.

Das wiederum beeinflusst die Einstellung zu Beziehungsarbeit: Die anfängliche Verliebtheit stellt Energie bereit, die dazu gedacht ist, das gemeinsame Austragen und Lösen von Konflikten voranzutreiben, bis eine stabile Ebene Liebe erreicht ist. Nun ist aber mindestens eine_r der Beteiligten gar nicht bereit, gemeinsam an der Liebesbeziehung zu arbeiten und Konflikte konstruktiv auszutragen: Die aktuelle Beziehung wird ohnehin scheitern – wozu sich also die Arbeit antun?

Das Ergebnis sind Menschen, die die gemeinsame Verliebtheit miteinander genießen – das allerdings nur für eine begrenzte Zeit. Sobald nämlich für die Aufrechterhaltung dieser Gefühle mehr und mehr Beziehungsarbeit benötigt wird, wird das Gegenüber bald „aussortiert“, um mit einem neuen Menschen wieder Verliebtheit ohne störende Konflikte erleben zu können. Konflikte in der neuen Beziehung lassen dann wiederum nicht lange auf sich warten, und der ganze Kreislauf beginnt von vorne.

Es gibt aber noch einen weiteren Faktor, der diesen Kreislauf antreibt: die Monogamie selbst, also sexuell geschlossene Beziehungen.

Da sich die Ebene Lust immer an verschiedene Menschen gleichzeitig richtet, ist der Wechsel seriell monogamen Menschen unbewusst durchaus willkommen: Endlich wieder ein anderer Körper und somit Abwechslung im Sexleben.

Nun unterdrückt aber die monogame Lüge die Ebene Lust. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit immens, sich innerhalb einer bestehenden Liebesbeziehung durch den Mechanismus der monogamen Lüge neu zu verlieben.

Wenn aus diesen sekundärmotivierten Verliebtheiten Liebesbeziehungen begründet werden, geschieht meistens ein bekanntes Phänomen: Einige Wochen lang sind alle Beteiligten super verliebt und haben so oft Sex wie nur möglich. Danach kommt die Ernüchterung:

„Der Sex war eine Zeit lang echt gut, aber jetzt nicht mehr so, und sonst weiß ich ehrlich gesagt nicht, was ich mit dir machen soll. Wir haben kaum gemeinsame Interessen und nach welchen zu suchen fühlt sich schon beim Gedanken daran mühsam an. Ich denke, die Luft ist einfach raus. Besser wir machen Schluss, bevor das noch anstrengender wird.“

Daran ist ersichtlich, dass es von vorneherein nur um die Ebene Lust miteinander ging und gemeinsamer Sex zum Spaß die bessere Option gewesen wäre – ohne folgende Trennung und die damit verbundene emotionale Enttäuschung.