Rape Culture – Teil 1/3: Was ist Rape Culture und was sind ihre Ursachen?

Dieser Artikel baut auf der Reihe Die patriarchale Lüge auf.

Dazu ein Auszug aus Wikipedia:

Rape Culture (engl. rape = Vergewaltigung und culture = Kultur) bezeichnet soziale Milieus oder Gesellschaften, in denen sexuelle Gewalt und Vergewaltigung verbreitet sind und weitgehend toleriert oder geduldet werden.
Eine Vergewaltigungskultur überträgt die Vorsorge und Verhinderung von Vergewaltigungen den Opfern (victim blaming): Frauen wird geraten, bei der Wahl der Kleidung, der Art sich zu bewegen, der Art von Unternehmungen und Kontakten vorsichtig zu sein. Damit geht die Verharmlosung von Vergewaltigungen und die Herabsetzung Betroffener oder potentieller Opfer zu Sexualobjekten einher.

In ihrer Ausführung bedeutet Rape Culture, dass Menschen in der Rolle „Frau“ von Menschen in der Rolle „Mann“ als Sexualobjekte ohne eigenen Willen gesehen und angesprochen werden. Die Selbstbestimmung über den eigenen Körper, ein Menschenrecht, wird dabei in Frage gestellt oder geradeaus missachtet.

Da es hier wieder um soziale Rollen geht, kann ein Mann eine Frau belästigen (häufigster Fall), genauso aber eine lesbische Frau in der Rolle „Mann“ einen Bi-Trans-Mann in der Rolle „Frau“ angreifen, usw.

Die Verhaltensweisen, in denen sich Rape Culture ausdrückt, reichen dabei von Beschimpfungen bis hin zur Schaffung von bedrohlichen Situationen wie Verfolgen, Stalken, oder das Opfer gegen seinen Willen anzugrabschen oder festzuhalten. Die schlimmste Ausführung von Rape Culture ist erzwungener sexueller Kontakt in welcher Form auch immer, also Vergewaltigung selbst.

An der Entstehung von Rape Culture sind alle Geschlechter, die die patriarchale Lüge aktiv leben, gleichermaßen beteiligt: Menschen in der Rolle „Frau“ genauso wie Menschen in der Rolle „Mann“.

Wenn nun einem Arschloch in der Rolle „Mann“ die „Traumprinz-Maske“ zu mühsam wird, lässt er diese einfach weg. Übrig bleibt ein zutiefst misogyner Mensch, der seine frauenverachtenden Persönlichkeitsanteile direkt auslebt. Diese Menschen sind dann zutiefst sexistische und übergriffige Personen, die ein „Nein“ oder „Stopp“ einer Frau nicht akzeptieren, sexuelle Nötigungen als normalen sozialen Umgang betrachten und im schlimmsten Fall sogar prügeln, quälen oder vergewaltigen.

Diese frauenverachtenden Verhaltensweisen von Männern („Halt endlich her, du Scheiß-Frau!“) bringen Frauen dazu, jede sexuelle Anbahnung eines Mannes bereits als feindliche Aktion zu verdächtigen: „Lass mich endlich in Ruhe, du Scheiß-Mann!“

In der konkreten Situation gehen dem möglichen Opfer dann folgende Gedanken durch den Kopf:

  • Woher soll ich wissen, dass er aufhört, wenn ich Stopp sage?
  • Und wie weit ich muss ich die Situation eskalieren, bis er es tut?
  • Wo ist der nächste Fluchtweg?
  • Wissen Freund_innen, wo ich bin?
  • Was kann ich hier und jetzt als Waffe verwenden?
  • Kann ich mich selbst verteidigen?

Ist nun der Mensch in der Rolle „Mann“, der die Anfrage nach Sex gestellt hat, ein übergriffiges Arschloch, das nach einem „Nein“ oder „Stopp“ die unerwünschte Handlung fortsetzt – oder diese nach einer kurzen Zeitspanne noch einmal probiert: Gut, wenn diese Optionen präventiv durchgedacht sind!

Ist der Mann, der die Anfrage nach Sex gestellt hat, hingegen ein Konsens erwartender, höflicher Mensch, der ein „Nein“ sofort und ohne Jammern akzeptieren würde, empfängt dieser auf seine harmlose Anfrage ein überaggressives „Nein!!“ mit psychischer Gewalt in Form von Slutshaming oder Beschimpfungen („Wuääh, mit d-i-r?! Schleich dich, du Perversling!“) oder sogar einem physischen Angriff (Wegstoßen, Ohrfeige) – stellvertretend für alle übergriffigen Männer, die die angesprochene Frau in der Vergangenheit als verfügbaren Gegenstand behandelt haben.

Mit der letzteren Reaktion hat die angesprochene Frau ihren Anteil zur Entstehung von Rape Culture beigetragen – als Teil der Arschloch-Dynamik einen netten Interessenten weggeschickt, der nun eine Enttäuschung mehr aufzählen kann, die ihn zusammen mit anderen ähnlichen Erfahrungen über Zeit zu einem Arschloch werden lässt.