Wie geht guter Sex? – Teil 2/4: Organische Chemie
An wen richtet sich der Artikel?
Manche behaupten, dass jeder Mensch andere sexuelle Vorlieben hat und daher allgemeine Prinzipien für „guten Sex“ nicht definiert werden könnten. Dieser Ansicht bin ich nicht. Während es richtig ist, dass kaum zwei Menschen die exakt gleichen Vorlieben in exakt der gleichen Stärke haben, gibt es sehr wohl einige Grundlagen, wie eine Vulva oder ein Penis beim Sex funktioniert, und was in weiterer Folge guten Sex ausmacht. Da in einer patriarchalen Mehrheitsgesellschaft die Ebene Lust von Frauen wesentlich mehr unterdrückt wird, als die von Männern (deren Unterdrückung betrifft stattdessen die Ebene Liebe), drehen sich die folgenden Artikel mehr um die sexuelle Funktion einer Muschi.
Jeder Körper, der sexuelle Lust empfindet, macht unwillkürlich Kontraktionen mit den Muskeln rund um den Genitalbereich. Viele Menschen spüren das als plötzliche Bewegungen am ganzen Körper, die sie nur mit Mühe unterdrücken können, wenn sie sich selbst befriedigen oder Sex haben.
Bei einem weiblichen Körper funktioniert das so: Wenn ein Dildo, Finger oder Penis in der Scheide hin- und herbewegt werden, und sich das für die Frau lustvoll anfühlt, ziehen sich die Muskeln rund um die Scheide zusammen und entspannen sich wieder. Je mehr Lust die Frau empfindet, desto stärker und schneller. Am stärksten sind diese Kontraktionen während dem weiblichen Orgasmus.
Beim Hetero-Sex, konkret beim Geschlechtsverkehr, nützen die Muskelbewegungen aber nicht nur der Frau, sondern sie massieren auch einen in der Scheide steckenden Penis mit. Das ist für den Mann üblicherweise ebenfalls lustvoll. Beim Ficken bedeutet das für einen Mann: Je mehr Lust die Frau empfindet, desto besser wird sein Penis massiert, und desto mehr Lust wird er selbst empfinden. Daher verhält sich ein Mann, dem die Lust der Frau beim Hetero-Sex „zu viel Arbeit“ ist, eigentlich dumm: Er nimmt sich selbst eine richtig geile Penismassage weg.
Dieses Prinzip ist auf gleichgeschlechtlichen Sex direkt übertragbar:
Bei lesbischem Sex, sei es durch Fingern, Lecken oder einen Dildo, sind die Muskelbewegungen der Frau, die dadurch Lust empfindet, auch für die aktive Frau lustvoll, die so direkt spüren kann, wie ihr Gegenüber ihre Handlungen genießt.
Die Muskeln rund um den After funktionieren genauso wie die rund um die Vulva (bei einem weiblichen und einem männlichen Körper). Bei schwulem Analverkehr, den der passive Mensch lustvoll findet, massieren seine Muskelbewegungen daher den Penis des aktiven Menschen auf die gleiche Weise mit.