Wie geht guter Sex? – Teil 1/4: Was ist Vanilla-Sex?

Dieser Begriff wurde von der BDSM-Szene entwickelt und bezeichnet die häufigste sexuelle Spielart unter Menschen, also Sex ohne Kontrollaustausch, bei dem alle Beteiligten auf derselben Stufe stehen – im Gegensatz zu BDSM. Der Ausdruck Vanilla ist neutral, nicht abwertend, und sollte auch so verwendet werden.

Leider wird der Begriff Vanilla-Sex / Vanillasex entgegen seiner Bedeutung auch abwertend verwendet, und zwar dann, wenn er mit den Begriffen Blümchen-Sex und Kuschel-Sex gleichgesetzt wird. Das ist falsch, denn Blümchen-Sex bezeichnet eben nicht Vanilla-Sex, sondern durchschnittlich langweiligen oder schlechten Sex von Menschen, die nicht fähig sind, über ihre sexuellen Bedürfnisse und Fantasien (ausreichend) zu kommunizieren.

Eine Variante von Blümchen-Sex ist Kuschel-Sex, bei dem die Beteiligten zwar ihre Genitalien ineinander stecken/aneinander reiben, jedoch das Ziel nicht sexuelle Lust, sondern gemeinsames Kuscheln ist. Ohne Sex würde zwar viel eher eine kuschelige Stimmung entstehen, aber das scheinen die betreffenden Menschen aufgrund der Verwechslung von Sex und Liebe nicht zu wissen – oder sie haben es zumindest noch nie probiert. Kuschel-Sex verdirbt den Beteiligten dadurch sowohl das Kuscheln, als auch den nebenbei stattfindenden Sex, der garantiert nicht aufregend, und im Wiederholungsfall sogar langweilig wird.

Insbesondere Szenegänger_innen der BDSM-Szene benutzen Vanilla-Sex und Blümchen-Sex/Kuschel-Sex gleichbedeutend. Da diese Doppelbedeutung existiert, empfehle ich, in einem Gespräch nachzufragen, welche Bedeutung jetzt gemeint ist. Meistens erschließt sich das jedoch ohnehin aus dem Kontext: In einer überwiegend neutralen Unterhaltung ist tatsächlicher Vanilla-Sex ohne Kontrollaustausch als Spielart gemeint, während es in einer Lästerrunde um die Abgrenzung zu Sex nach der immer gleichen Formel geht, der mit (gesunden) BDSM-Spielarten schon alleine aufgrund der fehlenden Kommunikation inkompatibel ist, und BDSM-Interessierten mit unwilligen Partner_innen entsprechend negative Erfahrungen beschert hat.

Wie geht guter Sex? – Teil 2/4: Organische Chemie

An wen richtet sich der Artikel?

Welche Orientierungen, Rollen, oder Geschlechter der Artikel anspricht
Sexuelle Orientierung(en): heterosexuell, heterosexuell lebend wenn bisexuell
Romantische Orientierung(en): heteroamor, heteroamor lebend wenn biamor
Geschlecht(er): alle
Wer ist mit Frau und Mann gemeint?
  • Frau steht für Mensch mit Vulva, überwiegend in der Rolle „Frau“
  • Mann steht für Mensch mit Penis, überwiegend in der Rolle „Mann“
Erweiterbar auf: alle sexuellen und romantischen Orientierungen

Manche behaupten, dass jeder Mensch andere sexuelle Vorlieben hat und daher allgemeine Prinzipien für „guten Sex“ nicht definiert werden könnten. Dieser Ansicht bin ich nicht. Während es richtig ist, dass kaum zwei Menschen die exakt gleichen Vorlieben in exakt der gleichen Stärke haben, gibt es sehr wohl einige Grundlagen, wie eine Vulva oder ein Penis beim Sex funktioniert, und was in weiterer Folge guten Sex ausmacht. Da in einer patriarchalen Mehrheitsgesellschaft die Ebene Lust von Frauen wesentlich mehr unterdrückt wird, als die von Männern (deren Unterdrückung betrifft stattdessen die Ebene Liebe), drehen sich die folgenden Artikel mehr um die sexuelle Funktion einer Muschi.

Jeder Körper, der sexuelle Lust empfindet, macht unwillkürlich Kontraktionen mit den Muskeln rund um den Genitalbereich. Viele Menschen spüren das als plötzliche Bewegungen am ganzen Körper, die sie nur mit Mühe unterdrücken können, wenn sie sich selbst befriedigen oder Sex haben.

Bei einem weiblichen Körper funktioniert das so: Wenn ein Dildo, Finger oder Penis in der Scheide hin- und herbewegt werden, und sich das für die Frau lustvoll anfühlt, ziehen sich die Muskeln rund um die Scheide zusammen und entspannen sich wieder. Je mehr Lust die Frau empfindet, desto stärker und schneller. Am stärksten sind diese Kontraktionen während dem weiblichen Orgasmus.

Beim Hetero-Sex, konkret beim Geschlechtsverkehr, nützen die Muskelbewegungen aber nicht nur der Frau, sondern sie massieren auch einen in der Scheide steckenden Penis mit. Das ist für den Mann üblicherweise ebenfalls lustvoll. Beim Ficken bedeutet das für einen Mann: Je mehr Lust die Frau empfindet, desto besser wird sein Penis massiert, und desto mehr Lust wird er selbst empfinden. Daher verhält sich ein Mann, dem die Lust der Frau beim Hetero-Sex „zu viel Arbeit“ ist, eigentlich dumm: Er nimmt sich selbst eine richtig geile Penismassage weg.

Dieses Prinzip ist auf gleichgeschlechtlichen Sex direkt übertragbar:

Bei lesbischem Sex, sei es durch Fingern, Lecken oder einen Dildo, sind die Muskelbewegungen der Frau, die dadurch Lust empfindet, auch für die aktive Frau lustvoll, die so direkt spüren kann, wie ihr Gegenüber ihre Handlungen genießt.

Die Muskeln rund um den After funktionieren genauso wie die rund um die Vulva (bei einem weiblichen und einem männlichen Körper). Bei schwulem Analverkehr, den der passive Mensch lustvoll findet, massieren seine Muskelbewegungen daher den Penis des aktiven Menschen auf die gleiche Weise mit.

Wie geht guter Sex? – Teil 4/4: Wie kann ich als Frau den Sex mit einem Mann genießen?

An wen richtet sich der Artikel?

Welche Orientierungen, Rollen, oder Geschlechter der Artikel anspricht
Sexuelle Orientierung(en): heterosexuell, heterosexuell lebend wenn bisexuell
Romantische Orientierung(en): heteroamor, heteroamor lebend wenn biamor
Geschlecht(er): Frau
Wer ist mit Frau und Mann gemeint?
  • Frau steht für Mensch mit Vulva, überwiegend in der Rolle „Frau“
  • Mann steht für Mensch mit Penis, überwiegend in der Rolle „Mann“
Erweiterbar auf:
  • alle Menschen in der Rolle „Frau“
  • alle sexuellen und romantischen Orientierungen

Viele Hetero- oder Bi-Männer in einer Hetero-Beziehung klagen das folgende Leid:

„Ich glaube, dass meiner Freundin/Frau Sex nicht so gefällt wie mir. Sie wirkt meistens ziemlich teilnahmslos und auch mir macht es immer weniger Spaß. Außerdem muss fast immer ich sie nach Sex fragen – sie vermisst es anscheinend nicht.“

Eine Frau, die beim Sex nur wenige oder keine Lustsignale zeigt, wirkt auf den Mann so, als ob sie ihn grundsätzlich sexuell nicht interessant findet.

Dass die Frau so wenig mitmacht, liegt allerdings fast immer daran, dass sie mit Sex unerfahren ist. Entweder hat sie noch nicht oft Sex gehabt, oder ihre vergangenen Sex-Erlebnisse und/oder Ex-Beziehungen waren mit Männern, die ebenfalls unerfahren waren und mit denen sie nicht viel erlebt hat, was sie geil fand.

Allerdings helfen viele Frauen, ohne es zu merken, fleißig dabei mit, dass sie sogar nach mehreren Sexpartnern keine nennenswerte Erfahrung gesammelt haben, wodurch der Sex auch in Zukunft lauwarm oder unbefriedigend bleibt: So gut wie keine Frau hat mit Menschen Sex, die sie überhaupt nicht attraktiv findet. Die meisten Frauen finden daher ihren gewählten Sexpartner / Freund / Mann sehr wohl sexuell interessant. Der Grund ihrer Teilnahmslosigkeit ist vielmehr toxische Weiblichkeit (das Gegenstück zu toxischer Männlichkeit). In patriarchalen Gesellschaften werden die meisten Frauen in ein bestimmtes Verhaltensmuster – die Rolle „Frau“ – erzogen. Sobald ein Mensch die Verhaltensregeln dieser Rolle alltäglich umsetzt, entsteht toxische Weiblichkeit.

Die folgenreichste Überzeugung der Rolle „Frau“ lautet:

„Frauen haben keine eigenen sexuellen Wünsche.“

Sie bewirkt, dass die meisten Frauen bereits früh lernen, allzu sinnliche und sexuelle Gefühle unbewusst zu unterdrücken, und „brav zu sein“, um nicht dauernd negative Reaktionen (auch Slutshaming genannt) ihrer Umgebung zu bekommen.

Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, sind physische Unterdrückungsmechanismen. Frauen sollen „ihre Beine zusammenhalten“, was nicht nur eine Redewendung ist. Jede Person, die beim Sitzen oder Stehen fast immer ihre Beine zusammenstellt oder -presst, entwickelt ständig verspannte Muskeln in den Füßen und Oberschenkeln, welche dann die Nervenbahnen einklemmen, die sexuelle Lust transportieren. Eine andere typische Haltung von Frauen ist ein Bein über das Knie des anderen zu schlagen, um „Bein zu zeigen“ und so eine attraktive Pose zu präsentieren. Dies verstärkt die Unterdrückung zusätzlich, indem es die Nervenbahnen im unteren Rücken einklemmt, sodass der Genitalbereich praktisch taub wird (und in späteren Jahren Rückenschmerzen hinzukommen). Eine Frau, die bereits als Kind in diese Haltungen erzogen wurde, spürt als Erwachsene daher nicht mehr, wenn sie sexuell erregt ist – sie nimmt Lustgefühle erst wahr, wenn sie bereits sehr geil ist.

An diesem Punkt kommt der psychische Unterdrückungsmechanismus hinzu. Eine Frau, die ehrlich kommuniziert, dass sie gerade Sex will, erhält üblicherweise sofort negative Reaktionen: Von patriarchalen Männern, die durch das Selbstbewusstsein der Frau Versagensängste bekommen, oder patriarchalen Frauen, die sexuelle Verfügbarkeit gegen Aufmerksamkeit einhandeln und daher nie „einfach so mitgehen“ wie eine Frau, die Sex für ihre eigene Lust hat.

Dadurch lernen Frauen bereits in der Pubertät, nicht direkt zu sagen, wenn sie Lust auf Sex haben, sondern stattdessen auf eine andere Person zu warten, die Sex initiiert, die dann hoffentlich den richtigen Moment aussucht, wenn sie selbst gerade ebenfalls in Stimmung sind. Dies führt auch dazu, dass Frauen Spielchen und soziale Codes benutzen, die sich darum drehen, Sex zu bekommen, aber Slutshaming zu vermeiden. Die Regel scheint zu sein: Stell genug ins Schaufenster, damit der Richtige aufmerksam wird, aber nicht so viel, dass du das Gesprächsthema der ganzen Einkaufsstraße wirst.

Im Laufe der Zeit produzieren beide Unterdrückungsmechanismen zusammen ein Phänomen, das responsives Verlangen oder responsive Lust genannt wird. Eine Frau mit responsivem Verlangen spürt überhaupt keine eigene sexuelle Erregung (mehr), sondern empfindet nur dann körperliche Lust, sobald eine andere Person sie sexuell berührt. Dies unterscheidet sich von Asexualität dadurch, dass eine asexuelle Frau sogar nach sexuellen Berührungen keine sexuelle Erregung spürt.

Zusammenfassend gesagt: Meistens spürt sie die eigene Lust einfach nicht, und wenn doch, sagt sie es nur indirekt, in einer für das Gegenüber meistens unverständlichen Art. Wenn sie responsives Verlangen hat, wirkt sie sogar so, als würde sie Sex generell uninteressant finden, obwohl sie eigentlich in Stimmung wäre.

Doch damit nicht genug: Die eigene Lust zu unterdrücken erzeugt schlechte Laune(n). Eine Frau, die ihre Sexualität unterdrückt, wird sich daher oft müde, ambivalent, traurig, depressiv, frustriert oder verärgert fühlen, ohne eine Ursache für ihre Gefühle nennen zu können (wenn ihr innerhalb einer Minute ein Grund einfällt, sind ihre Gefühle eine Reaktion darauf, und haben nichts mit ihrem Bedürfnis nach Sex zu tun): „Ich weiß nicht, ich habe irgendwie einen schlechten Tag“. Ein klischeehaftes Beispiel ist die nervöse Hausfrau der 1950er-Jahre. Unglücklicherweise erzeugt dies einen Teufelskreis: Ihre schlechte Laune erstickt endgültig jede sexuelle Erregung, die es irgendwie an den körperlichen und psychischen Unterdrückungsmechanismen vorbeigeschafft hat, was natürlich eine noch schlechtere Laune erzeugt.

Aufgrund dieser Unterdrückungsmechanismen experimentieren Frauen weniger mit ihrem Körper und ihren sexuellen Fantasien als die meisten Männer, und erreichen eine gute Kenntnis ihrer eigenen sexuellen Vorlieben erst in ihren Dreißigern oder später, darunter Erkenntnisse über ihre Lust, die den meisten Männern seit Anfang der eigenen Pubertät klar sind, etwa, welche Berührung wo im eigenen Genitalbereich angenehm ist und welche nicht. Das wiederum führt dazu, dass eine Frau sogar während dem Sex ihre sexuellen Wünsche eher nicht mitteilt – entweder weil sie diese selbst nicht weiß, oder weil sie in voreiliger Annahme oder aus leidvoller Erfahrung Slutshaming seitens des Mannes befürchtet.

Insgesamt schafft die Frau mit ihrem Verhalten eine zutiefst unfaire Situation: Damit Sex stattfindet, muss der Mann fast immer Sex initiieren. Für den Mann bedeutet dies häufige Ablehnung (Wenn sie sich gerade nicht spürt, und daher nicht auf seine Annährungsversuche einsteigt, oder ihr Interesse nur so halb ausdrückt, was der Mann als Desinteresse missversteht) und ständige Selbstzweifel (Wenn es zwar zu Sex kommt, aber er alle Berührungen und Anregungen macht, während sie immer ambivalent bleibt). Er weiß nie genau, warum sie ihn dieses Mal rangelassen hat, oder ob sie wirklich mag, was er tut. Da es die meisten Frauen gewöhnt sind, ständig angeflirtet zu werden und sexuelle Angebote zu erhalten – manchmal in einem Ausmaß, dass es schon nervt – können viele Frauen nicht nachvollziehen, wie zurückweisend und verletzend kein eindeutiges Angebot zu bekommen auf Dauer ist. Sie verstehen dann nicht, warum sich der Mann über ihr fehlendes Interesse beschwert, oder warum er sich emotional zurückzieht, weil er sich unerwünscht oder ungeliebt fühlt.

Alle diese Verhaltensweisen gehen darauf zurück, dass die Frau in der patriarchalen Rolle „Frau“ erzogen wurde, weswegen die meisten der beschriebenen Handlungen unbewusst und keine Absicht sind. Allerdings setzen leider viele Frauen ihre destruktiven Ansichten aktiv fort, indem sie vom jeweiligen Mann erwarten, dass er bereits weiß, was sie sich wünscht, weil er ja (mehr) Pornos schaut, und scheinbar mehr sexuelle Erfahrung hat. Dieses Vorurteil ist nicht völlig falsch – in der Rolle „Mann“ erzogen zu werden, hat seine Sexualität großteils intakt gelassen – allerdings hat er nur mit seinem eigenen Körper mehr sexuelle Erfahrung gesammelt. Mit einem weiblichen Körper ist er höchstwahrscheinlich noch ahnungsloser als die Frau selbst.

Wenn sie das herausfindet, ist sie im häufigsten Fall enttäuscht, weil der Mann ihr nichts Interessantes zeigen kann. Daher lässt sie den Sex halt über sich ergehen, und täuscht Lustsignale, oder sogar ihren Orgasmus vor, um „es“ schneller hinter sich zu haben. Insgeheim ist sie jedoch wütend auf den Mann und projiziert diese Wut auf andere Stellen im Beziehungsleben, wodurch sie außerdem perfekt ihre schlechte Laune abreagieren kann. Der Mann muss dann ohne Information über ihre Bedürfnisse und Wünsche, oder nur mit (völlig unbrauchbarem) Halbwissen aus Pornos auskommen, was natürlich (weiterhin) schlechten Sex garantiert.

Als Frau kannst du aus dieser Spirale folgendermaßen aussteigen:

Beginne mit einem Gedankenexperiment: Denke an jemanden, mit dem du immer wieder Sex hast oder hattest, und such dir eine Zeitspanne aus (letzte Woche, einen Monat, etc.). Erinnere dich an die Male, die ihr Sex hattet. Wie hat der Sex angefangen? Wer hat einen eindeutig zweideutigen Scherz gemacht? Wer hat wen gefragt, ob er_sie Lust hat? Wer hat wen als Erstes angefasst? Da ambivalente Reaktionen ein Problem erzeugen, zähle nur die eindeutigen Kontaktaufnahmen. Stell dir dazu vor, dass eine dritte Person neben euch gestanden wäre. Hätte dieser Mensch ebenfalls mitbekommen, wie du Sex anbahnst? Wenn ja, war die Kontaktaufnahme eindeutig.

Wenn du 40% oder mehr eurer sexuellen Begegnungen eindeutig angebahnt hast (mindestens 4 von 10 Malen), dann ist alles in Ordnung. Du kannst zur Verantwortung für deine Bedürfnisse während dem Sex (Punkt 3) springen. Wenn aber die Verteilung in Richtung deines Partners größer ist, weil du viel seltener Sex initiierst als er, dann hast du unbewusst toxische Weiblichkeit laufen, die wahrscheinlich bereits eure Verbindung / Beziehung herunterzieht, was über Zeit noch schlimmer werden wird, wenn du nichts änderst.

1. Körperliche Unterdrückungsmechanismen

Fang damit an, dir deine körperlichen Unterdrückungsmechanismen aktiv abzugewöhnen: Sobald du irgendwo sitzt, egal wo, überprüfe deine Beine. Hast du ein Bein über das andere geschlagen und sitzt mit überkreuzten Beinen? Wickle deine Beine sofort auseinander und stell beide Füße auf den Boden. Und wenn du schon dabei bist, strecke deinen Rücken, sodass du aufrecht sitzt. Dadurch können die Nervenbahnen in deinem unteren Rücken wieder sexuelle Erregung weiterleiten. Als Nächstes achte darauf, wenn du mit beiden Füßen auf dem Boden stehst, aber dabei die Knie oder Oberschenkel zusammendrückst. Stell dann deine Beine auseinander, und sitze erst einmal mit leicht geöffneten Oberschenkeln. Mach das immer weiter, bis du so oft wie möglich mit entspannten, offenen Beinen sitzt. Solange gerade niemand den Platz neben dir braucht, manspreade sogar. Dadurch reduzierst du die Verspannungen in deinen Füßen und Oberschenkeln.

Um in einem patriarchalen Umfeld keine unerwünschte Aufmerksamkeit zu bekommen, musst du eventuell deine Kleiderwahl mitbedenken. Trägst du oft etwas, das einen guten Blick auf deine Unterwäsche ermöglicht, sobald du mit geöffneten Beinen sitzt? Lass es für die Arbeit oder andere Erledigungen in der Öffentlichkeit weg, und trage es nur, wenn du jemanden für Sex kennenlernen willst. Gut geeignet sind Röcke oder Kleider, die über das Knie gehen, sowie dunkle Leggings und Hosen. Praktischerweise trägt dieses Experiment sogar dazu bei, dass dich weniger Männer in der Öffentlichkeit blöd anquatschen, weil übergriffige Männer von einer Frau eingeschüchtert sind, die gerade sitzt („Ich verbiege mich nicht für dich“) und ihren Platz einnimmt („Das ist mein Platz, nicht deiner“), und sich lieber eine Frau, die „damenhaft“ sitzt, als ihr nächstes Opfer aussuchen.

Sich diese Art des Sitzens völlig abzugewöhnen, dauert Jahre. Wenn du diese Änderungen jedoch täglich anwendest, wirst du nach einigen Wochen positive Ergebnisse bemerken: Du wirst feststellen, dass du weniger „schlechte Tage“ hast, dass du dich besser auf etwas konzentrieren kannst, und so Vorhaben besser umsetzen kannst.

Wenn du zusätzlich deine Füße, Oberschenkel, und deinen Rücken mit regelmäßigen Massagen versorgst, welche die verbleibenden verspannten Muskeln lockern, wird dieser Effekt noch spürbarer. Du kannst dich selbst aufmassieren, jemand Anderes fragen / bezahlen, und / oder deinen Sexpartner bitten, Massagen ins Vorspiel einzubauen.

Dies ist auch der Grund, warum Sportarten wie Gymnastik, Yoga, und Pilates gerade bei Frauen so beliebt sind: Sie öffnen und dehnen genau jene verspannten Muskeln. Wenn du eine solche Sportart im Sinne dieser Anleitung nutzen willst, musst du allerdings dein Training machen und dir die Art des Sitzens abgewöhnen. Sonst verbringst du eine Trainingseinheit damit, deine Muskeln zu öffnen, aber die gesamte restliche Zeit bis zum nächsten Training, um sie erneut zu verspannen.

Du wirst auch feststellen, dass du häufiger Lust auf Sex hast, manchmal sogar in unpassenden Situationen. Wenn du über die Häufigkeit überrascht bist, denke daran: Du hattest immer schon so oft Lust auf Sex. Du hast einfach aufgehört, das Gefühl zu erkennen, und hattest stattdessen schlechte Laune.

Wenn andere Menschen auf deine neue Art zu sitzen aufmerksam werden, und dich darauf blöd anreden („Eine Frau sitzt nicht so.“, „Nicht gerade elegant…“, etc.), hör nicht darauf, insbesondere, wenn es Familienmitglieder oder Freund_innen sind. Diese haben damit nämlich verraten, dass sie Fans des Patriarchats sind, und dass sie dein Vorhaben, eine gesunde Frau zu werden, nicht nur nicht unterstützen, sondern sogar erschweren werden. Bereite daher einige Sätze vor, indem du sie vor dem Spiegel übst: „Ich finde es bequem so.“, „Kennen wir uns?! Lassen Sie mich in Ruhe!“, „Na und? *Ich* sitze aber so.“, oder was dir Passendes einfällt. Lass dich mit Fremden nicht weiter auf ein Gespräch ein (geh am besten einfach kommentarlos weg) und verlange mit Familie oder Freunden einen Themenwechsel. Wenn dich bestimmte Menschen immer wieder darauf ansprechen, obwohl du bereits gesagt hast, dass du das nicht magst, überlege, wie oft du diese Menschen wirklich treffen willst, und reduziere den Kontakt entsprechend.

2. Psychische Unterdrückungsmechanismen

Als Nächstes schau dir den psychischen Unterdrückungsmechanismus an. Hast du jemanden, mit dem_der du regelmäßig Sex haben kannst? Wenn du in einer Beziehung oder verheiratet bist, und ihr miteinander sexuell seid oder wart, ist das klar. Wenn du Single bist, wende die gleichen Techniken auf deinen nächsten Aufriss, Sexbekanntschaft oder Date an. Und völlig egal, was gerade dein Beziehungsstatus ist: Befriedige dich regelmäßig selbst. Selbstbefriedigung wirkt wie eine gründliche Dusche für deine Seele, und beugt dadurch vielen psychischen und psychosomatischen Krankheiten vor. Betrachte einen Orgasmus oder lustvolle Berührungen daher als Teil deiner Routine für die Körperpflege.

Sobald du spürst, dass du Lust bekommst, kontaktiere deinen Sexpartner bei der nächsten Gelegenheit, und sag ihm in unmissverständlichen Worten, dass du Sex haben möchtest. Wenn du dich bei der Vorstellung unsicher fühlst, übe erst einmal vor dem Spiegel: „Ich hätte gerne jetzt Sex“, „Du siehst gerade heiß aus. Was hältst du von Sex?“, etc. Wenn du weißt, dass du dein Gegenüber einfach sexuell berühren kannst, tu das, und warte auf die Reaktion. Du wirst die ersten paar Male eine Art inneren Widerstand oder eine unlogische Angst (etwas wie „Mein Gesicht sieht gerade sicher seltsam aus.“) spüren. Das ist dein verinnerlichtes Patriarchat. Schieb diese Gedanken und Gefühle zur Seite, und konzentrier dich auf das, was du tun wolltest. Solche gefühlten Widerstände werden mit der Zeit weniger, und verschwinden mit mehr Erfahrung schließlich völlig.

Wenn all dies zu direkt für dich klingt, denk dir nonverbale Botschaften aus, mit denen du eindeutig und unmissverständlich deinen Wunsch nach Sex deinem Gegenüber mitteilen kannst. Gibt es ein spezielles Kleidungsstück, das du anziehen könntest? Ein Buch, das du auf den Tisch legst? Ein Meme, das du per Handy schicken könntest? Einen kodierten Satz, den du sagen könntest? Sammle ein paar Ideen, und schreib sie auf.

Nimm als Nächstes deine Notizen zur Hand, und rede mit deinem Sexpartner: „Ich versuche, beim Sex mehr Initiative zu zeigen. Ich könnte das anziehen / sagen / tun, um zu zeigen, dass ich gerade Lust habe, und dass ich will, dass du mich anfasst. Was gefällt dir davon am besten?“ Einigt euch auf eine Botschaft, die du privat, und eine, die du in der Öffentlichkeit machen kannst. Das Wichtigste ist, dass ihr diese Methode miteinander besprochen habt, bevor du sie ausprobierst, sodass für deinen Sexpartner glasklar ist, was welche Botschaft bedeutet. Wenn ihr diesen Schritt nicht macht, ist die Methode vollkommen nutzlos, da du deine Lust auf Sex immer noch unklar kommunizierst.

Wenn du die Auflösung deiner körperlichen sowie deiner psychischen Unterdrückungsmechanismen monatelang als tägliches Programm verfolgst, wirst du mit langsam intensiver werdenden Lustgefühlen bei der Selbstbefriedigung und beim Sex belohnt, zusammen mit Orgasmen, die du einfacher erreichst, und die dich besser befriedigen.

3. Verantwortung für deine Bedürfnisse

Wenn du deine Lust nun öfter rechtzeitig spürst, und sie auch klar kommunizierst, bleibt noch ein letztes patriarchales Muster übrig: Übernimm Verantwortung für deine sinnlichen und sexuellen Bedürfnisse und Wünsche nicht nur vor, sondern auch während dem Sex.

Erwarte nicht von deinem männlichen Gegenüber, dass er sich mit einem fremden, weiblichen Körper besser auskennt, als du, die du in so einem Körper steckst. Du spürst immer am besten, was sich angenehm und nicht angenehm anfühlt, daher ist es auch deine Aufgabe, diese Wahrnehmungen und Wünsche mitzuteilen. Sag also etwas, wenn du eine seiner Bewegungen zu fest, zu sanft, zu schnell, zu langsam, zu tief oder zu wenig tief findest. Dabei ist wichtig, dass du das mit Worten tust! Verschiedene Stöhn-Lautstärken oder Atemgeräusche wird dein Sexpartner / Freund / Mann entweder nicht bemerken, und wenn, dann nicht wissen, was sie bedeuten, wenn du ihm nicht vorher die Übersetzung erklärt hast.

Ein Trick, um Missverständnisse über deine Wünsche zu verringern, ist der Folgende: Versetze dich in seine Perspektive, und sage ihm so konket zu möglich, was er tun soll:

Beispiele:
Gut: Besser:
„Nicht so schnell!“ „Mach langsamer!“
„Mhm! Ja!“ „Mhm! Mach bitte nochmal … „
„Das tut weh!“ „Das tut weh. Mach bitte kurz Pause!“
„Gnnn…“ „Streichel mich an …“

Gestalte das Vorspiel aktiv mit. Nimm eine Technik, die für dich bei der Selbstbefriedigung gut funktioniert, und wende sie an, während er dich zusätzlich streichelt. Das Vorspiel als alleinige Aufgabe des aktiven Sexpartners zu betrachten, ist nämlich ziemlich unfair, und eine Form von toxischer Weiblichkeit. Teilt das Vorspiel stattdessen 50-50, oder mindestens 40-60 zwischen dir und ihm auf. Das heißt natürlich nicht, dass er seinen Teil weglassen kann. Sag ihm, welche Berührungen du antörnend findest, welche ganz nett sind, aber schnell langweilig werden, und welche du gar nicht magst.

Falls du noch nicht weißt, was dich geil macht – kein Problem: Ihr könnt dadurch, was sich nicht gut anfühlt, langsam entdecken, was übrig bleibt und sich gut anfühlt. Egal ob aus Unerfahrenheit oder weil du etwas Neues ausprobierst – nimm dir Zeit, um deine optimalen Bedingungen zu finden:

  • Positioniere deine Arme, Hände, und Beine solange neu, bis alles bequem liegt.
  • Lege dich mit Kopf, Rücken, Bauch oder Becken auf Pölster oder zusammengerollte Decken.
  • Setze oder kniee dich so hin, dass deine Füße ausbalanciert sind.
  • Stütze deine Füße auf einen Tisch, einen Hocker oder an die Wand.
  • Bitte den Mann deine Beine zu halten, oder lege sie ihm auf die Schultern.

Mach dir dabei selbst keinen Stress: Es ist völlig gesund, wenn dein Körper ein paar Sekunden braucht, um sich nach einer Änderung auf neue Bedingungen einzustellen, und dann darauf Lust zu empfinden. Warte daher nach jeder Änderung ein bisschen, um festzustellen, ob es jetzt bereits passt. Wenn nicht, kannst du die nächste Änderung ausprobieren. Erlaubt ist alles, was sich für euch beide okay anfühlt.

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die männliche Lust eher in einer stetigen exponentiellen Kurve, die weibliche Lust aber eher in größer werdenden Wellen kommt. Mit zunehmender sexueller Erfahrung gleichen sich die Kurven aneinander an, und haben Eigenschaften von beiden. Wenn sich also etwas ein paar Sekunden lang eher lauwarm anfühlt, macht das nichts – die nächste Lustwelle ist höchstwahrscheinlich schon auf ihrem Weg. Wenn sich hingegen etwas länger als eine halbe Minute lauwarm anfühlt und auch nicht besser wird, kannst du je nach deinem Gefühl folgende Lösungen ausprobieren:

  • deine Position geringfügig zu verlagern,
  • Gleitgel zu verwenden oder nachzulegen,
  • zuviel Befeuchtung wegzuwischen (sobald Finger oder Vibrator abrutschen),
  • ihm vorschlagen, das Tempo zu ändern,
  • ihm vorschlagen, die Tiefe zu ändern,
  • in eine andere Stellung zu wechseln,
  • dich selbst zu streicheln, oder an etwas zu reiben, um mehr Lustgefühle auszulösen.

Ein wahrscheinliches Ergebnis deines Herumprobierens wird sein, dass du nicht durch Penetration alleine kommen kannst, sondern nur, wenn deine Klitoris direkte Stimulation bekommt, entweder mit der Hand, oral, mit einem Sexspielzeug, oder indem du dich an etwas reibst. Wenn dich das überrascht, weil du aus Pornos oder Sexszenen in Filmen kennst, dass Frauen durch Penetration allein kommen, und du dich fragst, ob deswegen mit dir oder deinem Sexpartner etwas falsch ist, kannst du beruhigt sein: Du bist einer verbreiteten Aufklärungslüge auf den Leim gegangen:

Frauen können mit ihrer Scheide gar keinen Orgasmus haben – der passiert mithilfe der Klitoris. Die für Lust empfänglichsten Teile der Klitoris liegen außerhalb der Scheide – rund um und unter der sichtbaren Klitorisperle. Nur wenige Frauen können allein durch Penetration kommen, weil ein innerer Teil ihrer Klitoris günstig liegt, sodass dieser durch Penetration genügend stimuliert wird. Und sogar solche Frauen erleben durch zusätzliches Streicheln ihrer Klitorisperle oft intensivere Lustgefühle.

Probiere daher aus, wie du deine Klitoris gut streicheln oder dich an etwas reiben kannst, während dein Gegenüber eine andere Stimulation macht (dich anfasst, vaginal fickt, leckt, dich fingert oder dir anal etwas einführt). Manche Frauen können das am besten mit einer Hand, anderen macht ein Vibrator mehr Spaß. Teste auf jeden Fall verschiedene Vibratoren, mit unterschiedlichen Vibrationsabläufen (durchgehend leicht, durchgehend stark, abwechselnd, usw.), um herauszufinden, womit du am einfachsten kommen kannst. Ziele nicht darauf, den bestmöglichen Orgasmus zu haben, das setzt dich nur unter Druck und vermindert dadurch die Intensität deiner Lust und deines Orgasmus. Folge stattdessen dem Grundprinzip aller Bastler: Finde zuerst etwas, das funktioniert, und danach kannst du immer noch herausfinden, wie es besser funktioniert.

Probiere die Möglichkeiten jedes Mal durch, wenn sich etwas unbequem anfühlt. Bitte den Mann dafür ruhig um eine Pause bei seinen Bewegungen, oder dass er dir mehr Bewegungsfreiheit lässt. Erkläre ihm aber kurz, was du vorhast („Warte, ich muss mich einrichten“ / „Ich brauche …“), damit er sich auskennt, und dir gegebenenfalls helfen kann (Dinge geben, Polster zurechtrücken, usw.)

Wenn ein sexuelles Erlebnis / eine neue Variante nicht so funktioniert hat, wie du dir das vorgestellt hast, probiert es ruhig noch einmal – eventuell unter Bedingungen, bei denen du denkst, dass es dieses Mal besser klappt (mehr Zeit, anderer Ort, mit Sexspielzeug oder Gleitgel, das ihr vorher nicht zur Hand hattet). Es spricht übrigens überhaupt nichts dagegen, dass du dich noch weiterstreichelst, wenn die Penetration vorbei ist, und / oder dass du den Mann bittest, dich noch ein wenig zu verwöhnen. Falls er zu früh gekommen ist, oder du ganz einfach länger Lust hast, ist das außerdem eine gute Methode, um seine Refraktionsperiode zu überbrücken, bis er wieder eine ausreichende Erektion bekommt.
Männer geraten aufgrund ihrer anerzogenen Rolle „Mann“ schnell in die Überzeugung, dass sie gegenüber einer Frau immer perfekt „ihren Mann stehen“ müssen, auch wenn er mit dir einer Frau begegnet ist, auf die das nicht zutrifft. Indem du ihn unmissverständlich um Weitermachen oder eine Wiederholung fragst, weiß er, dass du ihn immer noch attraktiv findest, und ihr habt die Chance auf ein weiteres Mal, das ihr beide ohne Stress genießen könnt.

Ein netter Mann wird auf deine Wünsche und dein Ausprobieren Rücksicht nehmen und dir Zeit lassen, und/oder dir mit vorsichtigen Vorschlägen helfen. Je öfter ihr Sex habt, und dabei herumprobiert, desto eher wirst du herausfinden, welche Berührungen, Anregungen, und Stellungen dir wie gefallen, und desto schneller wirst du dich bei den nächsten Malen darauf einstellen können.

Sobald du eine Idee darüber hast, was dich antörnt, sag ihm nicht nur während dem Sex, sondern auch mal im Alltag, was du dir von ihm (wieder) wünscht – oder was dir nichts gibt, und beim nächsten Mal Zeitverschwendung wäre. Sage ihm wieder so konkret wie möglich, was er tun soll:

Gut: Besser:
„Das war echt gut.“ „Mich törnt unglaublich an, wenn du … Mach das bitte jedes Mal!“
„Du machst nie …“ „Kannst du das nächste Mal … probieren?“
„Na gut, für dich.“ „Mir gibt das nix, aber wenn es dich antörnt, kann ich es ab und zu für dich machen.“
„Ich mag das nicht.“ „Ich mag … nicht. Das törnt mich ab. Lass es bitte in Zukunft weg.“

Nimm dafür nicht nur das, was ihr bereits miteinander gemacht habt, sondern schau dir auch deine Fantasien während der Selbstbefriedigung, Sex-Szenen, erotische Geschichten, und / oder Pornos an –  auch solche, die unbekannte Spielarten beinhalten, etwa BDSM oder Sex zwischen Frauen. Selbst wenn du auf solche Szenarien nicht abfährst, wirst du so auf neue Spielarten, Techniken oder Worte kommen, die dich antörnen.

Der Grund für deine Vorlieben, sofern du diesen überhaupt weißt, ist übrigens nicht relevant: Sex funktioniert wie Essen – jedem Menschen schmeckt etwas Anderes am besten. Was andere heiß macht, kann dich völlig kalt lassen – und umgekehrt. Frage dann deinen Sexpartner / Freund / Mann wiederum auf diese direkte Art, und probiert sie gemeinsam aus.

Auf den ersten Blick ist ein sexuell unerfahrener Mann, der dir Lust machen möchte, aber es einfach nicht besser weiß, nur schwer zu unterscheiden von einem absichtlich ignoranten Mann, dem deine sexuellen Wünsche egal sind und der nur auf seine eigene Befriedigung aus ist. Die Anwendung aller dieser Maßnahmen ermöglicht dir, zweifelsfrei zu erkennen, welchen der beiden Typen du vor dir hast.

Aus diesem Grund ist es ein sehr dummes Verhalten, Lustsignale oder gar deinen Orgasmus vorzutäuschen. Bei einem ungeschickten Mann ist es eine unwirksame Strategie: Er wird sich dann die Techniken merken, die dir in Wirklichkeit keinen Spaß gemacht haben und genau jene beim nächsten Mal Sex wieder verwenden. Und bei einem absichtlich ignoranten Mann ist es wie einen Hund zu loben, der gerade auf den Teppich gekackt hat: Er denkt dann, dass sein gepflegtes Desinteresse eh ausreicht und ist beim nächsten Mal noch rücksichtsloser.

Du hast es dann mit einem absichtlich ignoranten Mann zu tun, wenn er:

  • auf deine Mitteilungen nicht reagiert
  • zwar zustimmt, aber dann unverändert weitermacht
  • wenn er versucht, dich zu bereits besprochenen, unerwünschten Berührungen oder Spielarten zu überreden: „Jetzt stell dich nicht so an…“
  • wenn er unerwünschte Berührungen oder Spielarten einfach macht, obwohl du zuvor schon bei mehreren Gelegenheiten gesagt hast, dass dir das nicht gefällt

Sollte er eine dieser Reaktionen ausfahren, brich den Sex am besten ab und fordere faires Verhalten ein. Wenn er sich nicht auskennt, und nachfragt, erkläre ihm sachlich, und ohne Beleidigungen, was du dir von ihm wünscht. Falls er jedoch keine Lernbereitschaft zeigt und blöd redet, zieh dich an und gehe (Ja, auch wenn der Sexpartner dein Freund / Mann ist. Besser ein Streit, nach dem ihr dann besseren Sex habt, als ein Leben lang schlechten Sex.)

Kleiner medizinischer Exkurs

Wenn du Schmerzen beim Sex hast (wie Jucken, Brennen oder Stechen), ist das ein deutliches Zeichen deines Körpers, dass du eine Infektion im Genitalbereich hast. Lass dir das unbedingt von einem Frauenarzt / einer Frauenärztin anschauen.

Leider gibt es aufgrund Stereotypen gegenüber Frauen in der westlichen Medizin so einige Ärztinnen und Ärzte, die nach nur einer Untersuchung Schmerzen beim Sex als „psychisch“ oder „psychosomatisch“ abstempeln. Falls dir das passiert, wechsle den Arzt! In dieser Situation ist das lediglich Fachärztesprech für „Ich weiß nicht, wo das Problem liegt, aber das kann ich nicht zugeben.“ Schmerzen beim Sex können zwar sehr wohl psychische Ursachen haben, wie unbewusste Ängste oder vergangene traumatische Erfahrungen, diese sind aber erst zweifelsfrei feststellbar, wenn alle körperlichen Ursachen entweder ausschließbar sind oder erfolgreich behandelt wurden.

Kein Arzt kann eine genitale Infektion oder gar ein psychosomatisches Problem auf einen Blick korrekt diagnostizieren! Eine professionelle Gynäkolog_in erkennst du daran, dass sie oder er:

  • mehrere Erkrankungen vermutet,
  • dich zu anderen medizinischen Instituten (ein Labor für Geschlechtskrankheiten, Ärzte mit anderen Fachgebieten) verweist, bevor er_sie die Behandlung als abgeschlossen betrachtet,
  • mehrere Medikamente, auch alternative Medizin, zur Behandlung vorschlägt.

Eine nur wenig beachtete, aber häufige Erkrankung ist übrigens Vulvodynie, also Schmerzen in der Scheide und/oder außen an der genitalen Schleimhaut. ohne dass eine aktuelle Infektion feststellbar ist. Allerdings kann Vulvodynie als Folge von chronischen Infektionen mit Bakterien oder Pilzen auftreten, oder eine Begleiterscheinung einer aktuellen Infektion mit HPV sein. Eine wirkungsvolle Therapie gegen Vulvodynie ist eine Behandlung der Vulva mit Softlaser.