Sexualität, Macht, Solidarität

Warum sind die Lügenkonstrukte des Patriarchats noch immer so aktiv, wenn sie doch in Wirklichkeit alle Menschen, egal welches Geschlechts, unglücklich machen?

Hier kommen wir zur Macht, die in der Sexualität liegt. Gelebte, befriedigende Sexualität, die im Konsens und fair für alle Beteiligten stattfindet, ist die mächtigste und direkteste Strategie der Menschheit, die eigene Lebenskraft zu erfahren und zur positiven Veränderung zu nutzen.

Wenn das der Zugang zum eigenen Glück ist, warum machen es dann nicht längst schon alle?

Weil unbefriedigte, ihrer Macht und Lebenskraft beraubte, unglückliche Menschen wesentlich leichter zu kontrollieren sind, als mündige, lebendige, ihre Menschenrechte und eine passende Welt dafür einfordernde Menschen.

Die Mächtigen der Welt – Regierungen, organisierte Kriminalität, Banken, Superreiche, Großkonzerne – haben kein Interesse daran, mündige Bürger_innen heranzuzüchten, denen letzten Endes die Ungerechtigkeit in der Verteilung des Wohlstands und der tatsächlichen Mitbestimmung im Weltgeschehen auffallen könnte. Und die noch dazu die Zeit, Energie und Solidarität hätten, dieses System gemeinsam zu bekämpfen.

Was haben faire Sexualität und gesellschaftliche Solidarität miteinander zu tun?

Sehr viel: Die Lügenkonstrukte des Patriarchats blockieren ein gesundes Ausleben aller sexuellen Bedürfnisse:

Wenn ein oder mehrere Lügenkonstrukte aktiv sind, kann nie für alle Beteiligten klar sein, ob es nun um:

  • die Erfüllung einer sexuellen Fantasie,
  • die Erfüllung eines romantischen Wunsches,
  • oder ein ganz anderes Anliegen (etwa ein Machtspielchen, um Aufmerksamkeit zu bekommen) geht.

Denn die entsprechenden Handlungen werden dazu benutzt, um andere Bedeutungen auszudrücken, als sie tatsächlich vermitteln. Diese Form der Kommunikation wird Sekundärmotivation genannt: Eine Sache sagen/tun, aber damit eigentlich etwas ganz Anderes erreichen zu wollen, als das Gegenüber versteht oder überhaupt verstehen kann. Also eine von vorneherein unfaire Situation.

Bei so einer Verwirrung ist verständlich, dass sexuell geschlossen lebende Paare von einer sexuell offenen Beziehung eher Abstand nehmen, wenn nicht klar ist:

  • ob ein_e Sexualpartner_in einfach Spaß haben möchte und hier auch die Grenze zieht,
  • oder ob ein Machtspielchen (wer wen wie als „Besitz“ behandelt) losgeht,
  • oder ob gar Konkurrenz um die Liebesbeziehung stattfinden wird.

Stellen wir uns aber eine Situation vor, in der jederzeit klar wäre, ob es um Sex oder Liebe geht – mithilfe einer Unterscheidung von sexuellen und romantischen Handlungen, wo Nähehandlungen außerhalb von Verliebtheit/Beziehungswunsch/Partnerschaftsleben/Liebe bewusst nicht gemacht würden. Das würde Sex als Machtspielchen einzusetzen zwar nicht unmöglich machen. Allerdings würde es den am meisten eingesetzten Täuschungen die Grundlage entziehen, und somit faire Voraussetzungen schaffen. Dann könnte eine Hausfrau einfach so mit dem Briefträger Sex haben. Oder ein Mann mit der hübschen Nachbarin. Oder deren Freundin mit der Hausfrau. Oder deren Mann mit dem Arbeitskollegen. Und alle könnten sich danach gegenseitig erzählen, wie geil es war und könnten sich über und füreinander freuen. Zum Beispiel, indem sie sich aus eigenem Antrieb gegenseitig Hilfe anbieten. Oder sich Werkzeug teilen. Oder nicht mehr benötigte Sachen schenken. Oder gemeinsam gegen den homofeindlichen Nachbarn zusammenhalten. Oder gegen den Großkonzern, der Hungerlöhne bezahlt.

Und das ist präzise die Definition von Solidarität.